Unternehmen

Steinbeis-Engagement in der Region

Bei Steinbeis Papier werden Auszubildende geschult, um auf Messen mit Interessierten ins Gespräch zu kommen und von ihren Erfahrungen im Unternehmen berichten zu können. Foto: Austin Kehmeier/Unsplash

08.03.2023 – Als größter Arbeitgeber in Glückstadt ist Steinbeis Papier für die Stadt und die Region von großer Bedeutung. Das Unternehmen organisiert und beteiligt sich an zahlreichen Projekten. Im Interview erzählt Peter Brodersen, externer Berater der Steinbeis-Gruppe, wie die Zusammenarbeit mit lokalen Schulen und Auszubildenden vor Ort die kleine Stadt an der Elbe stärkt und welche Chancen er für Steinbeis Papier bei diesen Aktivitäten sieht.

Als Marktführer für grafische Recyclingpapiere aus 100 Prozent Altpapier genießt Steinbeis Papier einen hohen regionalen und überregionalen Bekanntheitsgrad. Gleichzeitig ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber in Glückstadt. Steinbeis Papier sieht sich in der Pflicht, die kleine Stadt an der Elbe mit lokalem Sponsoring  zu unterstützen. “Steinbeis Papier ist stark in der Region verwurzelt”, sagt Andreas Rauscher, technischer Geschäftsführer von Steinbeis Papier. “Als größter Arbeitgeber in Glückstadt hat Steinbeis Papier eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die hier leben." "Deshalb ist es umso wichtiger, sich zu engagieren, um die Region und letztendlich Steinbeis zu stärken.” Das Unternehmen ist an Projekten mit zahlreichen Vereinen beteiligt, unter anderem die Sport-, Tennis- und Reitvereine sowie die Musikschule oder das Detlefsen-Museum. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Zusammenarbeit mit lokalen Schulen und Auszubildenden. Aus diesem Bereich ist der externe Berater Peter Brodersen nicht wegzudenken.

Herr Brodersen, welche Rolle nehmen Sie als externer Berater bei Steinbeis Papier ein?

Ich begleite Steinbeis Papier schon seit 36 Jahren. Zunächst fest angestellt war ich als Personalentwickler und Ausbildungsleiter tätig. Nach einigen Jahren habe ich mir dann meinen Traum erfüllt und mich selbstständig gemacht. Heute bin ich als externer Dienstleister u.a. in der Personalentwicklung tätig, was auch das Talent Management umfasst. Sowohl Steinbeis Papier als auch einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berate ich in Fragen der beruflichen Entwicklung. Ich organisiere Weiterbildungsveranstaltungen und bin auch selbst als Management-Trainer im Unternehmen aktiv.

Vor welchen Herausforderungen steht das Unternehmen?

Steinbeis Papier muss sich auf neue Anforderungen am Markt und den Arbeitsmarkt einstellen. Das Ausbildungsmarketing ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die demografische Struktur des Unternehmens bedingt, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen werden. Dabei wird es zunehmend schwieriger, Ausbildungs- und Studienplätze zu besetzen. Die Erwartungen und Werte junger Bewerber haben sich geändert.

 

Sei es Schülerwettbewerbe, Trainings für Bewerbungsgespräche oder andere Aktionen: Steinbeis Papier unterstützt Schulen bei ihren Aktivitäten. Fotos: Karolina Grabowska/Pexels, Polina Tankilevitch/Pexels

Inwiefern?

Die Work-Life-Balance ist ein wichtiges Thema der Generation Z. Es ist oft nicht mehr so, dass der Beruf oder die Karriere im absoluten Mittelpunkt der jungen Leute stehen. Sie haben andere Erwartungen wie beispielsweise den Wunsch nach einer flexibleren Arbeitsplatzgestaltung. Das Unternehmen muss sich darauf einstellen, um attraktiv zu bleiben. Hier spielt die Mitarbeiterzufriedenheit eine wichtige Rolle. Nur so können wir eine langfristige Bindung zu ihnen herstellen.

Wie wichtig ist Steinbeis als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor in der Region?

Steinbeis ist in vielerlei Hinsicht von Bedeutung: als wichtiger Arbeitgeber in einer eher strukturschwachen Umgebung, als indirekter Kunde und Auftraggeber für Unternehmen in der Region und als wichtiger Ansprechpartner für Schulen. Insbesondere in Bezug auf Praktika sind wir der führende Anbieter mit bis zu 100 Plätzen pro Jahr. Wir haben schon immer gut mit den Schulen zusammengearbeitet – die Kooperationsverträge machen die Zusammenarbeit noch einmal verbindlicher und unterstreichen die Win-win-Situation. Schülerinnen und Schüler aus unseren Kooperationsschulen haben Vorrang bei Praktika und werden besonders bei Schülerwettbewerben angesprochen. Die Schulen können auch Bewerbungstrainings bei uns nutzen. Steinbeis profitiert von den Kooperationen, da direkte, persönliche Kontakte und Bezüge hergestellt werden und dabei die Ausbildungs- und Studienangebote präsentiert werden können. Und aus meiner Sicht hinterlässt das viel intensivere Eindrücke als bei anderen Kontaktformen. Nicht ganz unwichtig ist uns dabei, die Themen Recycling und Nachhaltigkeit bei den Schülerinnen und Schülern zu verankern.

Steinbeis Papier stellt sich auf neue Anforderungen der Generation Z ein, um weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben. Fotos: Florian Thoss für Steinbeis Papier

Welche Aktionen plant ihr mit Schulen?

Viele Schulen kommen im Rahmen von Themenwochen wie Müllvermeidung, Recycling oder Klimaschutz für Besichtigungen zu uns. Wir bieten Bewerbungstrainings an und organisieren Orientierungstage für die Abschlussklassen. Während der Corona-Pandemie starteten wir das Projekt "Steinbeis meets school", bei dem Auszubildende, Studentinnen und Studenten in Schulen gehen, um über ihre Berufe zu sprechen und den Alltag im Unternehmen zu zeigen. Jetzt möchten wir wieder verstärkt, dass Schülerinnen und Schüler zu uns ins Unternehmen kommen, um einen Einblick in die Berufsfelder geben zu können. Denn hier erhalten sie aus erster Hand bessere Eindrücke und auch das eher unbekannte Berufsbild des Papiertechnologen kann vorgestellt werden.

Inwiefern spielen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer eine Rolle bei den Aktivitäten?

Eltern sehen wir als ganz wichtige Beraterinnen und Berater ihrer Kinder an, wenn es um die Berufswahl geht. Deswegen überlegen wir derzeit, ein Veranstaltungsformat speziell für Eltern anzubieten. Auch Lehrkräfte sind wichtige Multiplikatoren für ihre Schulkinder. In unserem Projekt "Perspektivwechsel" bekommen Lehrkräfte die Gelegenheit, das Unternehmen anzuschauen und sich über die verschiedenen Berufsperspektiven zu informieren.

Gibt es auch spezielle Aktionen, um Auszubildende zu erreichen?

Wir treten auf Messen auf und denken auch darüber nach, eine eigene InhouseMesse zu organisieren. Das Ziel und die Chance ist es, durch den persönlichen Kontakt mit Auszubildenden und Studierenden potenzielle Bewerber zu begeistern. Die Messestände werden immer von unseren Auszubildenden und Studierenden betreut. Diese werden geschult, um aktiv auf Messebesucher zuzugehen und auf Augenhöhe zu berichten, wie ihr persönlicher Ausbildungsberuf oder Alltag aussieht. Oft ist es der Trigger für Bewerbungen, wenn Messebesucher das Unternehmen und deren Ausbildungsmöglichkeiten durch Gespräche mit Azubis und Studierende kennenlernen.

Sie beteiligen sich auch an der Aktion des bundesweiten “Girl’s Day”, einem Zukunftstag, an dem Mädchen einen Einblick in den Berufsalltag bekommen können.

Das stimmt, wir beteiligen uns seit vielen, vielen Jahren am Konzept des Girl’s Day. In der Regel stellen wir dazu acht bis zehn Plätze zur Verfügung. Die Teilnehmerinnen sind noch sehr jung, deswegen geht es uns gar nicht darum, schon konkrete Berufsbilder vorzustellen.

Wir möchten einfach,  dass die Teilnehmerinnen einen tollen Tag in einem Industrieunternehmen verbringen und wir so das Rollenklischee aufbrechen, laut dem hauptsächlich Jungen in der Industrie arbeiten. Unser Ziel ist es,  Mädchen für technische Berufe zu begeistern. So treffen sich die Mädchen mit jungen Ingenieurinnen, Papiertechnologinnen und anderen Facharbeiterinnen, die einfach ihren Alltag vorstellen und so den Fokus auf Berufe lenken, die bei Schulabsolventinnen sonst eher nicht im Vordergrund stehen.

Als wir damit anfingen, habe ich gar nicht erwartet, dass diese Maßnahme tatsächlich eine langfristige Wirkung hat. Aber seit ein paar Jahren lesen wir regelmäßig in Bewerbungen, dass die jungen Frauen am Girls' Day dabei waren und auf diese Weise ihren ersten Kontakt zu unserem Unternehmen hatten. Da haben wir also einiges richtig gemacht.

Verraten Sie, wie Bewerberinnen und Bewerber bei Ihnen punkten?

Wir suchen engagierte und intrinsisch motivierte Bewerber, die sich begeistern und bereit sind, sich bei uns einzubringen und mitzugestalten. Schulische Noten sind zwar wichtig, weil wir ein gewisses Niveau festlegen müssen, aber unser Idealbild von einem Azubi ist vor allem jemand, der sich engagiert einbringt, z.B. ehrenamtlich tätig war oder als Schüler- oder Klassensprecher fungierte oder erste Erfahrungen im Job oder in der Freizeit gesammelt hat. Diese Hinweise sind für uns ein Indikator dafür, dass wir potenziell die richtigen Bewerberinnen oder Bewerber gefunden haben.

 

Herr Brodersen, vielen Dank für diese Einblicke zum Engagement von Steinbeis an den Schulen der Region und weiterhin viel Erfolg bei Ihren Aktivitäten rund um die Nachwuchsarbeit.

 

 

 

 

Peter Brodersen - Steinbeis Beratung GmbH

Peter Brodersen ist ein erfahrener Betriebswirt und Industriekaufmann mit langjähriger Erfahrung als Personalentwickler und interner Trainer in verschiedenen Industrieunternehmen. Durch seine vielfältigen Tätigkeiten konnte er ein umfassendes Wissen in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung erwerben. Neben seiner Tätigkeit in der Industrie war Peter Brodersen auch als Dozent an der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein (WAK) tätig, wo er sein Wissen an angehende Fachkräfte weitergeben konnte. Seine praxisnahe und zielorientierte Herangehensweise ermöglicht es ihm, individuelle Schulungskonzepte zu entwickeln und diese effektiv umzusetzen.

 

 

 

 


Titelbild: Anna Shvets/Pexels


Autor/-in

Nadia Riaz-Ahmed

Nadia Riaz-Ahmed ist Online-Redakteurin. Sie interessiert sich am meisten für alles, was mit Digitalisierung und neuen Technologien zu tun hat.

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