Ökologie & Gesellschaft

Kaufen Sie noch, oder leihen Sie schon?

Leckere Äpfel direkt vom Baum naschen – das können nicht nur Menschen mit einem eigenen Garten. Die Plattform Mundraub.org zeigt einen Überblick über öffentliche Obstbäume. Fotos: Mikhail Nilov/Pexels, Mehmet Turgut Kirkgoz/Pexels

25.10.2022 –  Über mobile Apps mieten wir Leihautos und E-Scooter, kommen im Urlaub in Wohnungen und Häusern fremder Menschen unter oder bilden Fahrgemeinschaften auf dem Weg zur Arbeit: Die Kultur des Teilens boomt schon seit vielen Jahren. Wir zeigen, welche Nischenangebote es mittlerweile in der Sharing Economy gibt und wie man diese wirklich nachhaltig nutzt.

Der Sharing-Gedanke hat sich mittlerweile in vielen Bereichen breitgemacht und die Wirtschaft verändert. Teilen und leihen statt kaufen lautet die Devise. Es gibt zahlreiche (Online-)Plattformen, auf denen Menschen Autos, private Wohnungen für den Urlaub oder auch das Ausleihen von Haushaltsgegenständen vermitteln. Die Vorteile sind klar: Man spart Geld, Ressourcen und trägt etwas zur Nachhaltigkeit bei.

Apropos: Wann ist die Sharing Economy wirklich nachhaltig? Es kommt auf die richtige Nutzung an. Sinnvoll sind die Projekte, die Ressourcen schonen und Produkte anbieten, die langlebig sind oder bereits bestehende Dinge verkaufen. Solche Konzepte tragen dazu bei, dass weniger Waren neu produziert oder entsorgt werden müssen. Im Mittelpunkt sollten nicht etwa Profit und kommerzielles Interesse stehen, sondern die Überzeugung und das Bedürfnis, dass Besitz gemeinsam genutzt wird. 

Früchte ernten ohne eigenen Garten

Die Internetplattform Mundraub.org ist ein Beispiel einer nachhaltigen Sharing Economy. Sie ist interessant für alle, die gern frische Früchte essen, aber importiertes Obst aus fernen Ländern vermeiden möchten. Genau hier setzt Mundraub.org an. Als „größte deutschsprachige Plattform für die Entdeckung und Nutzung essbarer Landschaften“ hat Mundraub.org sich zur Aufgabe gemacht, einen Überblick über Obstbäume im öffentlichen Raum zu erstellen. Auf einer Karte lassen sich Fundorte mit Obstbäumen, Obststräuchern, Nüssen und Kräutern finden oder diese selbst kartieren. So können alle Interessierten eine große Vielfalt an Obst genießen, die möglicherweise nicht einmal in den meisten privaten Gärten zu finden ist.

Um Bienenpopulationen zu helfen, hat das Start-up Bee-Rent ein großartiges Konzept entwickelt: Man kann Bienenstöcke mieten und erhält dafür jedes Jahr eigenen Honig. Fotos: Francesco Ungaro/Pexels, arthur brognoli/Pexels

Bienenvölker mieten und retten

Das Start-up Bee-Rent bietet nachhaltige Hilfe für Bienen an, indem es Honigbienen und Wildbienenhotels an Privatpersonen und Unternehmen vermietet. Der Bienenstock wird direkt daheim aufgestellt. Wenn keine räumliche Möglichkeit besteht, finden die Bienen bei Bee-Rent Platz. Erfahrene Imker betreuen die Bienenvölker ganzjährig – vom Aufstellen über die Ernte bis hin zur Winterruhe. Die Vorteile: Durch das Leasing von Bienenvölkern bekommen die Bienenpopulationen die notwendige Hilfe, und die Mieter erhalten Jahr für Jahr ihren eigenen Honig. 

 

Spielzeug wird für Kinder oft sehr schnell langweilig. Bei Meine Spielzeugkiste kann man beliebig oft Spielzeug leihen und tauschen, sodass immer Abwechslung im Kinderzimmer herrscht. Fotos: cottonbro/Pexels, max di capua/Pexels

Die Spielzeug-Flatrate für Kinder

Welche Eltern kennen das nicht? Kaum hat das Kind ein gewünschtes Spielzeug zum Geburtstag bekommen, ist das Interesse daran nach einigen Tagen oder Wochen verschwunden. Das Unternehmen Meine Spielzeugkiste möchte große Berge ungenutzter Spielzeuge in Kinderzimmern vermeiden. Dafür verkauft das Unternehmen hochwertiges Spielzeug nicht, sondern verleiht dieses. Nutzer schließen eine sogenannte Spielzeug-Flatrate, also eine Mitgliedschaft, ab. Spielt das Kind nicht mehr mit dem Magnetspiel, den Spielwürfeln oder der Kugelbahn, schickt man es wieder zurück. Jedes der angebotenen Spielzeuge begibt sich bis zu 15-mal auf den Weg, um Freude bei Eltern und Kindern zu verbreiten. Ist das Spielzeug beschädigt und nicht mehr brauchbar, wird es entweder recycelt oder nachhaltig entsorgt.

Mit Grover kann man elektronische Geräte monatlich mieten – das ist vor allem für die Produkte sinnvoll, die oft ausgetauscht oder nur selten genutzt werden. Fotos: cottonbro/Pexels, Ivan Samkov/Pexels

Immer etwas „Neues“ im Kleiderschrank

Heute gibt es zahlreiche Ideen, um Mode und Nachhaltigkeit zusammenzubringen. Ein Beispiel: die Kleiderei. Das Start-up mit vier Standorten in Deutschland versteht sich als Gegenentwurf zur Fast-Fashion-Industrie. Statt Neuproduktion zu fördern, möchte die Kleiderei Kleidungsstücke sammeln und zu einem „großen, gemeinsamen Kleiderschrank, der für alle zugänglich ist“ zusammentragen. Jedes Mitglied der Kleiderei kann sich für einen Monatsbeitrag in Höhe von 29 Euro bis zu vier Teile gleichzeitig in einem der Kleiderei-Läden ausleihen und diese so lange behalten oder so oft tauschen, wie man möchte. Zu finden sind dort Fair-Fashion-, Secondhand- und Vintage-Kleidung, Schmuck und Accessoires.

 

Technik flexibel mieten

Ob Drohnen, Smartphones, Beamer oder Smartwatches, E-Bikes oder Pianos – das Berliner Start-up Grover bietet elektronische Geräte zum Mieten an. Nutzer entscheiden selbst, für wie viele Monate sie das jeweilige Produkt leihen möchten. Ist die Mietdauer vorbei, schickt man das Produkt kostenlos an Grover zurück, wo es gereinigt und für die nächste Miete bereitgestellt wird. Das lohnt sich vor allem für solche Produkte, die oft innerhalb weniger Jahre ausgetauscht werden, oder für Geräte, die man nur selten nutzt.

 


Titelbild: Karolina Grabowska/Pexels

 

Autor/-in

Nadia Riaz-Ahmed

Nadia Riaz-Ahmed ist Online-Redakteurin. Sie interessiert sich am meisten für alles, was mit Digitalisierung und neuen Technologien zu tun hat.

Beiträge von Nadia Riaz-Ahmed


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