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Grün und richtig digital

08.12.2020 - Die digitale Transformation bei Steinbeis Papier erfordert mannigfaltige IT-Kompetenzen. Ulrich Middelberg leitet den zentralen Arbeitsbereich und ist in dieser Rolle auch Teil der Geschäftsleitung. Die IT-Abteilung versorgt von Glückstadt aus circa 400 Anwenderinnen und Anwender aus der Steinbeis Unternehmensgruppe. Im persönlichen Gespräch gewährt der 51-jährige Bereichsleiter IT Einblicke in seinen Arbeitsalltag, er verrät, wie digital Steinbeis Papier bereits aufgestellt ist und wie Green IT im Unternehmen funktioniert.

Während Ulrich Middelberg sich um die täglichen IT-Herausforderungen bei Steinbeis Papier kümmert, lädt sein Elektrofahrzeug genügend Energie für die Heimfahrt nach Feierabend. (Foto: Ivan Radic/flickr (CC BY 2.0))

Steinbeis Papier hat sich ökologische Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Inwiefern haben Sie diesen Leitgedanken verinnerlicht?

Mit meinem Start bei Steinbeis Papier vor drei Jahren bin ich tatsächlich auf E-Mobilität umgestiegen. Als Pendler zwischen Hamburg und Glückstadt ist ein Elektroauto hinsichtlich Reichweite und Ladeinfrastruktur ideal. Ich kann das Fahrzeug sowohl zu Hause als auch in Glückstadt an eine Ladesäule anschließen. Zudem bin ich auch leidenschaftlicher Radfahrer und absolviere die Strecke des Öfteren mit meinem Elektrofahrrad. Hierfür habe ich mir sogar einen zweiten Akku zugelegt.

Jetzt aber zu Ihrer Profession bei Steinbeis Papier: Wie sieht ein Arbeitstag als Bereichsleiter IT aus?

Bei mir finden sehr viel Kommunikation und Koordination mit dem Team, den Fachbereichen und externen Partnern statt. Als IT-Verantwortlicher bin ich vor allem auch erster Sparringspartner, wenn Digitalisierungsthemen anstehen. Es geht vor allem darum, Einstellungen, Denkweisen oder Möglichkeiten auszuloten. Das prägt meinen Terminkalender, wobei ich mir auch Zeit für Stillarbeitsphasen einräume.

Wie ist Ihr Team aufgestellt?

Zwei Kollegen sind für den Bereich Infrastruktur und fünf für den Bereich Prozesse und Applikationen zuständig. Dazu gesellen sich noch drei Studierende, die derzeit ihren Bachelor in Wirtschaftsinformatik machen. Weiter übernimmt ein externer Partner den First-Level-Support und beantwortet Anwenderfragen. Wir sind also ein relativ kleines Team und betreuen alles, was mit Computern zu tun hat – vom Desktop-PC über die Telefonie bis hin zu den Servern.

Leistungsstarke Server gewährleisten einen reibungslosen Ablauf, vor allem in der hoch automatisierten Produktion. Mit der neuen Glasfaseranbindung am Standort Glückstadt setzt Steinbeis Papier aber auch vermehrt auf Cloud-Lösungen. (Foto: Steinbeis Papier/SAP, Brett Sayles/Pexels)

Mit welchen Herausforderungen werden Sie in Ihrem Alltag konfrontiert?

Früher wurde IT so betrieben, dass man eine möglichst konstante, robuste und verlässliche Systemumgebung gewährleistet. Wenn man sich die digitale Welt jetzt anschaut, kann man dieses Ziel nicht mehr aufrechterhalten. Digitalisierung endet nicht mehr an der Unternehmensgrenze. Die Herausforderung liegt zum einen darin, dass wir mit vielen Partnern arbeiten, die jeweils unterschiedliche technologische Reifegrade aufweisen. Es gibt zudem wenig offene Standards, sodass wir eigene Lösungen schaffen müssen. Wenn wir dann doch Standards nutzen, bringen diese oft wesentliche Komplexitäten bei der Prozessintegration mit. Letztendlich bedeutet Digitalisierung nicht nur Datenaustausch, sondern auch Koordination, um bei vielen beteiligten externen Partnern die Prozesse entsprechend harmonisieren zu können.

SAP wird als Standardsoftware bei Steinbeis Papier schon lange im kaufmännischen Bereich eingesetzt. Mit der Entwicklung hin zur Industrie 4.0 wird SAP HANA auch in der Produktion genutzt. (Foto: Steinbeis Papier/SAP)

Welche Rolle spielt IT-Sicherheit?

Natürlich müssen wir uns auch mit Cyberkriminalität auseinandersetzen. Ging es früher noch um Ruhm und Ehre, hat sich heute ein gut organisierter Wirtschaftszweig etabliert. Wir versuchen uns so gut es geht davor zu schützen, dürfen aber mit unseren Schutzmaßnahmen die Arbeitsabläufe nicht beeinträchtigen.

Welchen Grad der Digitalisierung hat Steinbeis Papier schon erreicht?

Steinbeis Papier hat von jeher darauf geachtet, dass die Prozesse weitgehend automatisiert werden. Was wir neu geschaffen haben, ist eine konsistente Plattform, sodass wir in der Lage sind, Daten aus der Produktion und der Verwaltung zusammenzuführen und entsprechende Analysen anzustellen. Wir haben jetzt quasi die Fähigkeit, mehr aus unseren Daten herauszuholen.

Wie ist das Unternehmen hinsichtlich Hardware, Software und Vernetzung aufgestellt?

Wir nutzen durchgängig Visualisierungstechnologien auf sehr leistungsstarken Serversystemen. Wir setzen zudem SAP als Standardsoftware ein, was auch eine zwingende Voraussetzung für die SAP-HANA-Integration war. Seit Ende 2019 haben wir endlich eine Glasfaseranbindung mit Gigabit-Bandbreite. So sind wir in der Lage, jetzt umfänglich Cloud-Dienste zu nutzen.

Steinbeis Papier betreibt eine der modernsten ökologisch integrierten Recyclingpapierfabriken in Europa. Die digitale Infrastruktur des Werks zu überwachen und stetig zu verbessern, ist eine zentrale Aufgabe. Es zeigt, wie wichtig die vielseitigen IT-Kompetenzen für das Unternehmen sind. (Foto: Steinbeis Papier)

Im Gespräch mit Herrn Hunold haben wir über die SAP-HANA-Integration gesprochen und die Wichtigkeit der Initialisierung neuer digitaler Prozesse. Wie sind Sie in die Digitalisierung bei Steinbeis Papier involviert?

Digitalisierung ist Teamarbeit. Hier kommen Experten der Verfahrens- und Automatisierungstechnik, Akteure mit entsprechender Methodenkompetenz und wir mit unserem IT-Know-how zusammen. Unsere Aufgabe im Speziellen ist es dann, die neuen Technologien integrativ zu betreiben – also die Entwicklungen in die bestehende Architektur einzufügen beziehungsweise diese weiterzuentwickeln.

Steinbeis Papier hat bereits viele Bereiche des Unternehmens hinsichtlich ökologischer Nachhaltigkeit optimiert. Wie effizient sind die IT-Infrastrukturen dahingehend?

Steinbeis Papier hat einen jährlichen Stromverbrauch von rund 240 Gigawattstunden, das entspricht in etwa dem Energiebedarf von 40.000 bis 50.000 Vier-Personen-Haushalten. Unsere 400 Endgeräte und die paar Dutzend Blade-Server fallen da nicht so ins Gewicht. Dennoch wollen auch wir in der IT unseren Beitrag zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit leisten: Über energieeffiziente IT-Arbeitsplätze mit zentralen Citrix-Servern konnten wir den Stromverbrauch vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Steinbeis Papier merklich reduzieren.

Was wird bei der Anschaffung neuer Hardware bedacht?

Wir achten darauf, Business-Equipment mit möglichst langem Support zu nutzen. Doch auch das leistungsstärkste Gerät stößt irgendwann an die Effizienzgrenze: Zum einen verbrauchen moderne Systeme aufgrund der fortlaufenden Strukturverkleinerungen deutlich weniger Energie, zum anderen können wir uns nicht erlauben, dass die Geräte am Ende ihres Lebenszyklus der Reihe nach ausfallen und möglicherweise unsere Produktion beeinträchtigen.

Was passiert mit Geräten, die ausgedient haben?

Im letzten Jahr haben wir einen umfänglichen Notebook-Austausch vorgenommen. Frei gewordene Hardware wurde an Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice abgegeben. Ältere Exemplare, die sich nicht mehr für unsere Zwecke eignen, haben wir im Frühjahr – zu Beginn des ersten Lockdowns – hier in Glückstadt an den Schulverein abgegeben. Der hat dann die Notebooks für das Homeschooling vorbereitet. Schüler ohne Geräte konnten so adäquat dem digitalen Unterricht folgen.

Wie lässt sich eine nachhaltige IT mit ökonomischen Zielsetzungen vereinbaren?

Das Bestreben von Steinbeis Papier war schon immer, ökologische und ökonomische Zielsetzungen in Kongruenz zu bringen. Und in der IT leisten auch wir unseren Beitrag. Manch ein Unternehmen hat feste Vertragslaufzeiten mit Hardwareherstellern, die dann alle 36 Monate die Geräte austauschen lassen. Wir entscheiden uns bewusst, wann wir investieren wollen und wann nicht.

Weiter geht es uns auch um die digitale Souveränität. Europa darf sich nicht als reiner Absatzmarkt für IT-Produkte aus China und den USA entwickeln. Deshalb setzt Steinbeis Papier auf Technologien von europäischen Anbietern, um auch den heimischen Markt und die entsprechenden Kompetenzen zu stärken.

Welche IT-Vorhaben stehen als Nächstes an?

Wir stehen kurz davor, die neue Arbeitsumgebung für alle IT-Anwenderinnen und -Anwender auszurollen, dazu gehören auch moderne Anwendungen zur Kollaboration und Zusammenarbeit. Wenn wir damit die technischen Voraussetzungen geschaffen haben, wollen wir im kommenden Jahr eine große Schulungskampagne starten, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Nutzung der neuen digitalen Werkzeuge heranzuführen.

Sie kümmern sich um die digitale Infrastruktur bei Steinbeis Papier – welchen Stellenwert hat Papier für Sie persönlich?

Ich bin da noch klassisch sozialisiert. Verträge und andere wichtige Dokumente drucke ich mir tatsächlich noch zum Korrekturlesen aus. Und ich nutze Papier für kreative Arbeitsphasen. Aber ich hefte nicht alles weg, denn eine Suche in einem analogen Berg aus Ordnern gestaltet sich schwierig und zeitaufwendig. Privat sieht das schon anders aus: Meine Frau arbeitet als Lehrerin – wir haben ein leistungsfähiges Drucksystem zu Hause stehen und einen entsprechenden Papierverbrauch. Sie ist immer ganz erleichtert, wenn wieder eine Testbestellung aus unserem Webshop ankommt.

 

Titelbild: Steinbeis Papier


Autor/-in

Benjamin Seibring

Benjamin Seibring ist Redakteur für die Bereiche Lifestyle und Mobilität. Er interessiert sich zudem für Kulturthemen mit den Schwerpunkten Musik, Film und Medienanalyse.

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