Ökologie & Gesellschaft

SPRK – Pionier im Kampf gegen Food Waste

Laut einer Statista-Umfrage finden 45 Prozent der Deutschen es ethisch nicht mehr vertretbar, Lebensmittel zu verschwenden. 35 Prozent haben auch die Gefahr für die Umwelt erkannt. Fotos: Sarah Chai/Pexels, Polina Kovaleva/Pexels

07.11.2023 – Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem mit verheerenden Auswirkungen auf Umwelt und Wirtschaft. Jedes Jahr werden weltweit laut Schätzungen der Welternährungsorganisation 1,3 Milliarden Tonnen an genießbaren Lebensmitteln einfach weggeworfen, was sich negativ auf den Klimawandel und die Ressourcen auswirkt. Die Bewältigung dieser Herausforderung und die Schaffung einer nachhaltigen Wirtschaft im Lebensmittelsektor ist das Ziel des Berliner Start-ups SPRK.global.

Die Ausmaße der Vergeudung sind kaum vorstellbar: Laut einer Studie des WWF von 2022 ist Food Waste für zehn Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Allein in Deutschland wandern jährlich geschätzte 12 Millionen Tonnen essbarer Lebensmittel in den Müll, der WWF spricht sogar von 18 Millionen Tonnen. Dabei findet die weitaus größte Verschwendung in den Privathaushalten statt, aber rund 25 Prozent der noch genießbaren Waren werden in Produktion, Verarbeitung und Handel schon zu Abfall, bevor sie den Verbraucher überhaupt erreichen. Jede Tonne verschwendeter Lebensmittel korrespondiert laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mit 2,5 Tonnen unnötigem CO2-Ausstoß.

Gründung und Zielsetzung

Das von Alexander Piutti im Jahr 2020 gegründete Unternehmen SPRK.global (SPRK) hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Lieferkette zu reduzieren und langfristig herunterzufahren. Für den erfahrenen Seriengründer und CEO ergibt sich daraus ein für alle Beteiligten profitables Geschäftsmodell, angelehnt an den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen Nummer 2 (Hunger beenden), Nr. 12 (Verantwortungsvoll konsumieren und produzieren), Nr. 13 (Handeln für den Klimaschutz) und Nr. 17 (Partnerschaften).

Das Unternehmen verteilt durch den Einsatz einer KI-gestützten B2B-Handelsplattform überschüssige, genießbare Lebensmittel bedarfsgerecht um und stellt so sicher, dass sie im Kreislauf bleiben. Dabei steht auf der einen Seite ein Überschuss, zum Beispiel in der Landwirtschaft, der weiterverarbeitenden Industrie sowie im Groß- und Einzelhandel, der entsorgt werden muss, wenn sich keine Nachfrager finden. Auf der anderen Seite gibt es durchaus Abnehmer für Waren, die zum Beispiel nicht der Handelsnorm entsprechen oder zu kurz vor dem gesetzlichen Mindesthaltbarkeitsdatum stehen, um noch im Verkauf zu landen. Großküchen, Caterer, NGOs oder auch Gastronomie und Hotellerie freuen sich über die Möglichkeit, diese Lebensmittel deutlich günstiger zu bekommen als zum üblichen Handelspreis.

Dazwischen setzt SPRK ein KI-Netzwerk, das Anbieter und Nachfrager zusammenbringt. „Wir schaffen eine Datenautobahn“, erklärt Alexander Piutti, „die ein intelligentes Matchmaking zwischen Angebot und Nachfrage sicherstellt. Dort machen wir Überschüsse transparent und sehen zu, dass sie in die Kreislaufwirtschaft eingehen. Wir finden Abnehmer, führen Umsätze zurück und sparen Entsorgungskosten.“

Nach einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wären über 80 Prozent der Lebensmittelabfälle aus Landwirtschaft und Handel vermeidbar. Fotos: Google Deepmind/Pexels, Polina Kovaleva/Pexels

Technologie und Plattform

In Zusammenarbeit mit Lufthansa Industry Solutions entwickelt SPRK zu diesem Zweck eine Handelsplattform, die eine Technologie namens „neuronale kollaborative Filterung“ einsetzt. Dabei wird eine künstliche Intelligenz mit Informationen über Produkte und frühere Transaktionen gefüttert, um automatisch Übereinstimmungen zwischen dem Warenangebot und potenziellen Kunden zu erkennen und auf dieser Basis zusammenzuführen. Mit diesem Technologieansatz hat SPRK 2020 weltweit den ersten Platz beim größten „Tech For Good“-Wettbewerb, der XTC Extreme Tech Challenge, für nachhaltige Start-ups (Kategorie Smart Cities) belegt und wurde 2021 für den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ (Kategorie Digitalisierung) nominiert.

Finanzierung und Wachstum

Im Dezember 2022 schloss SPRK eine erfolgreiche Finanzierungsrunde über sechs Millionen Euro ab. Unter den Investoren finden sich vor allem sogenannte Impact-Investoren, die sich neben einer finanziellen Rendite auch eine messbare soziale und ökologische Wirkung von ihren Kapitalanlagen wünschen. Zu ihnen zählen Dr. Brigitte Mohn als ausgewiesene Impact-Expertin sowie der erfahrene Unternehmer Thorsten M. Schiefer als Business Angel. Zu diesen Erfolgen sagt Alexander Piutti: „Impact-Geschäftsmodelle sind erfreulicherweise immer mehr gefragt. Es reicht heute nicht mehr, nur einen Marktplatz zu bauen. Wichtig ist es, dass damit auch nachweisliche Ziele für eine bessere Welt verbunden sind, und mit SPRK leisten wir genau das“, erklärt der CEO von SPRK. „Unser Geschäftsmodell orientiert sich eng an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Jede umverteilte Tonne Lebensmittel zahlt sich eins zu eins auf den Klimaschutz aus.“ Die akquirierten Mittel aus der Finanzierungsrunde werden vor allem für den Ausbau der KI-gestützten Handelsplattform verwendet.

Partnerschaften und Erfolge

Seit seiner Gründung hat SPRK bereits über 150 Partner gewonnen, darunter Lebensmittel verarbeitende Betriebe wie die mirontell fein & frisch AG, Eurest Deutschland (ein Tochterunternehmen der Compass Group, Weltmarktführer im Bereich Catering und Foodservices) sowie das 25hours Hotel Bikini Berlin als Abnahmepartner von Kreislaufprodukten. Hinzu kommen Agrarproduzenten, Großhändler, das Zentrallager des Lebensmitteleinzelhandels und der Logistikkonzern Dachser.

Darüber hinaus arbeitet SPRK seit Sommer 2022 erfolgreich mit dem dänischen Start-up Too Good To Go zusammen. Über die App von Too Good to Go erhalten Verbraucher den Zugang zu den bei SPRK gemeldeten Waren. Dort können die Nutzer zu einem geringeren Preis Überraschungskisten oder -tüten mit Lebensmitteln bestellen. An Ausgabestellen in Berlin sind die Produkte dann abholbereit. So werden genießbare, überschüssige Lebensmittel vor der Verschwendung bewahrt und im Kreislauf gehalten. Gemeinsam hat die Kooperation innerhalb eines Jahres über 100.000 Lebensmittel-Überraschungskisten umverteilt, was einer Einsparung von 1.000 Tonnen „geretteter“ Lebensmittel entspricht. Durch diese Synergie konnten bereits über 2.500 Tonnen CO2-Äquivalente vermieden werden.

Ausblick und Zukunft

SPRK verfolgt ehrgeizige Ziele. Langfristig soll die KI dabei helfen, bessere Prognosen zu treffen, das Matching von Überschüssen und relevanten Abnehmern nachhaltig zu optimieren und sogar die Überproduktion von Lebensmitteln zu reduzieren, die ganz am Anfang der Food-Waste-Kette steht. „Wir sind davon überzeugt, dass wir das Problem der Lebensmittelverschwendung innerhalb der Lieferkette in ein paar Jahren global lösen können“, sagt Alexander Piutti. „Der Schlüssel liegt in der Digitalisierung der Lieferkette, der Vernetzung der Lieferketten-Akteure und dem Zusammenführen der Produktdaten. Wenn wir wissen, wo welche Ware in welchem Zustand verfügbar ist, und vorher schon wissen, wo diese benötigt wird, können wir diese sofort und passgenau umverteilen. Ob lokal, regional oder global – das System soll überall funktionieren.“


Titelbild: Polina Kovaleva/Pexels


Autor/-in

Jan Strahl

Jan Strahl hat seit seinem Redaktionsvolontariat in Hamburg für nahezu alle großen und kleinen Verlage der Stadt als Journalist, Redakteur oder Autor gearbeitet. Er schreibt für Publikumsmedien und Corporate Publishing Publikationen über Kunst, Fashion, Lifestyle oder Wissensthemen.

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