Ökologie & Gesellschaft

Eine nachhaltige Dreiecksbeziehung

Das Nachhaltigkeitsdreieck zeigt die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Ökologie, Ökonomie und Soziales müssen in einem Projekt zu gleichen Teilen erfüllt sein, damit ganzheitliche Nachhaltigkeit gewährleistet ist.

03.08.2021 - Das Nachhaltigkeitsdreieck dient nicht nur der Versinnbildlichung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Es ist vielmehr ein Ansatz und Instrumentarium, um zu zeigen, ob Projekte tatsächlich alle Kriterien zu gleichen Teilen erfüllen. Wir schauen uns die Dimensionen genauer an und prüfen, ob das Dreieck als Schablone für ganzheitliche Nachhaltigkeit funktioniert. 

Nachhaltigkeit – da startet bei vielen sofort das Kopfkino in Richtung Klima- und Umweltschutz. Doch der Begriff wird viel weiter gefasst. Grundsätzlich werden darunter Handlungsparameter verstanden, die der Bedürfnisbefriedigung dienen und dennoch die Regeneration der dabei eingesetzten Ressourcen gewährleisten. Schon der Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen von 1987 bestätigt die Wichtigkeit einer solchen Orientierung: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, als gegenwärtig lebende.” Somit hat sich Nachhaltigkeit als Leitbild für politisches, wirtschaftliches und ökologisches Handeln etabliert. Drei Seiten aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem bilden das Fundament für eine nachhaltige Entwicklung. Da alle drei Bereiche voneinander abhängen, ergibt sich visuell ein Dreieck mit gegenseitigen Einflusssphären. Es zeigt, wie wirtschaftlich-soziale Entwicklungen mit der Umwelt und den gesellschaftlichen Interessen in Einklang gebracht werden müssen, um der jetzigen Generation und vor allem zukünftigen Generationen eine lebenswerte Perspektive zu bieten.

Ökologische Nachhaltigkeit bedeutet zunächst Ressourcenschonung. Der Rohstoff ist in diesem Fall Altpapier. Ohne Zusatz natürlicher Ressourcen kann im Sinne der Kreislaufwirtschaft so ein hochwertiges Produkt entstehen. Foto: Florian Thoss für Steinbeis Papier

Ökologie als nachvollziehbare Einheit

Am naheliegendsten bleibt der ökologische Aspekt. Die Protestbewegung einer vorwiegend jungen Generation und die Häufung klimapolitischer Entscheidungen zeigt, welche Relevanz diese Seite im Nachhaltigkeitsdreieck einnimmt. In erster Linie geht es hier um ökologisch nachhaltiges Handeln, indem Ressourcen geschont und vor allem nur gezielt eingesetzt werden. Grundsätzlich gilt: Nur wenn Menschen nicht mehr Ressourcen einsetzen, als sich im gleichen Zeitraum regenerieren können, kann nachhaltige Ökologie funktionieren. Besonders gut lässt sich dieses Prinzip am Beispiel der Abholzung festmachen: Werden mehr Bäume gefällt, als nachwachsen können, kommt das Ökosystem ins Ungleichgewicht, was wiederum zu einer höheren CO2-Belastung führt. 

Ein Ansatz zur Verbesserung ist hier die Kreislaufwirtschaft, die vorsieht, bereits eingesetzte Materialien Produktionsprozessen wieder zuzuführen und natürliche Ressourcen weitestgehend herauszuhalten. Aber auch der Einsatz erneuerbarer Energien, gesteigerte Energieeffizienz und Stromsparmodelle tragen zu einem verminderten CO2-Fußabdruck bei. Zu einer ökologisch nachhaltigen Agenda zählen auch der Artenschutz und der Erhalt sowie Ausbau von Lebensräumen für Flora und Fauna. Letztendlich liegt es am Individuum, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen und entsprechende Anpassungen vorzunehmen. 

Produktattraktivität und damit ökonomische Nachhaltigkeit entstehen auch durch Transparenz: Unter welchen Bedingungen wird ein Produkt hergestellt? – Entsprechende Zertifizierungen stellen einen zusätzlichen Kaufanreiz dar. Fotos: Florian Thoss für Steinbeis Papier, Christian Hagemann für Steinbeis Papier

Kriterien ökonomischer Nachhaltigkeit

Wirtschaftssysteme im 21. Jahrhundert müssen sich Herausforderungen der Ressourcenknappheit, des Klimawandels und sozioökonomischer Instabilitäten wie Finanzkrisen oder neuerdings auch Pandemien stellen. Diese grundlegenden Veränderungen bieten aber auch Chancen für Unternehmen, endlich umzudenken. Sie sind es nämlich, die die Gesellschaft und Umwelt maßgeblich beeinflussen.

Das können dann Gedanken zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung sein, die vorsieht, soziale, ökologische und wirtschaftliche Interessen in Einklang zu bringen. Ergo: Wirtschaftliches Wachstum gibt es nicht mehr um jeden Preis. Unternehmen müssen ihre Perspektive weiten, ein langfristiges Ziel anvisieren, um eine Wirtschaft zum Wohle aller zu gestalten. Dafür sind nachhaltige Strukturen wichtig, die sämtliche Aspekte mit einbinden: Kooperationen, die Unternehmen und Menschen zusammenbringen, Angebote eines Gesundheitsmanagements für Mitarbeiter:innen, Verbraucher:innenschutz durch freiwillige Zertifizierungssysteme, Forcierung von Biodiversität, Optimierung von Transportwegen und generell der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen.

Und die Vorteile liegen für Unternehmen klar auf der Hand:

  • Kostenreduktion: Nachhaltigkeit oder Effizienz sind auch gleichbedeutend mit weniger Kosten. 
  • Mehr Transparenz: Nichtregierungsorganisationen achten immer stärker darauf, wie nachhaltig Unternehmen aufgestellt sind. So entsteht eine positive Außenansicht, die von entsprechenden Interessengruppen wahrgenommen und auch kommuniziert wird.
  • Langfristige Kundenbindung: Kund:innen achten beim Kauf von Produkten vermehrt darauf, ob bestimmte Nachhaltigkeitskriterien im Unternehmen und in der Produktion eingehalten werden. Hier geht es vor allem um langfristige Beziehungen, die auf Vertrauen basieren.
  • Vorbildfunktion und Image: Nachhaltiges Wirtschaften bringt Unternehmen Wettbewerbsvorteile, denn die Attraktivität für potenzielle Mitarbeiter:innen, Konsument:innen und letztlich für den Markt steigt.
Perspektiven im Sinne von Ausbildungschancen und Arbeitsplatzsicherheit. Soziale Nachhaltigkeit bedeutet für Unternehmen – oder ganze Gesellschaften – die Basis eines zukunftsorientierten Zusammenlebens. Foto: Florian Thoss für Steinbeis Papier

Soziale Nachhaltigkeit

Die dritte Seite beschreibt die gesellschaftliche Komponente der Nachhaltigkeit. Hier rücken die sozialen Werte und Systeme einer Gesellschaft in den Fokus. Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, Zugang zu Bildung, Arbeit und anderen Ressourcen sind dabei ein Gradmesser für soziale Nachhaltigkeit. Auf Unternehmen heruntergebrochen wird mit sozialer Nachhaltigkeit der Umgang mit Mitarbeiter:innen und der Austausch mit Interessengruppen beschrieben.

So funktioniert das Nachhaltigkeitsdreieck

Wenn die drei gleich langen Seiten zusammengefügt werden, entsteht ein gleichschenkliges Dreieck. Die drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales bilden gleichwertig das Konstrukt der Nachhaltigkeit. Das Dreieck ist daher ein ideales Instrumentarium, um Projekte und andere unternehmerische Vorhaben kritisch zu hinterfragen und auf tatsächliche Nachhaltigkeit zu überprüfen. Ein Beispiel verdeutlicht die Abhängigkeit aller drei Dimensionen: In Kreisläufen hergestelltes Recyclingpapier schützt natürliche Ressourcen (ökologische Dimension). Eine energieeffiziente Produktion und innovative Technologien ermöglichen es, Recyclingpapier in hoher Qualität und zu einem adäquaten Preis anzubieten (ökonomische Dimension). Der daraus resultierende wirtschaftliche Erfolg schützt Arbeitsplätze eines Unternehmens (soziale Dimension). Somit sind alle Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllt.

Das Nachhaltigkeitsdreieck vereint die wichtigsten Aspekte. Kritiker:innen meinen, dass eine politische Dimension das Dreieck ergänzen könnte, da sie massiven Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen nimmt. Letztlich verbindet sie auch alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit und wirkt so in alle Bereiche integrativ.

 

Titelbild: Sally Anscombe/Getty Images

 

Quellen:

https://www.oncampus.de/blog/2020/02/05/oekonomische-nachhaltigkeit-warum-auf-einmal-alle-darueber-reden/

https://projekt-enera.de/blog/was-ist-das-nachhaltigkeitsdreieck/

https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/definitionen_1382.htm


Autor/-in

Benjamin Seibring

Benjamin Seibring ist Redakteur für die Bereiche Lifestyle und Mobilität. Er interessiert sich zudem für Kulturthemen mit den Schwerpunkten Musik, Film und Medienanalyse.

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