Ökologie & Gesellschaft

Jugend kämpft für Klimaschutz und politische Konsequenz

Foto: Jason Blackeye on Unsplash

26.02.2019 - Greta Thunberg aus Schweden hat es angestoßen, zehntausende Schüler und Studenten in deutschen und europäischen Städten folgen ihrem Beispiel, der Freitags-Demo für mehr Klimaschutz. Ein Affront gegen Politiker und Beschlüsse. Eine junge Generation macht unmissverständlich klar, was sie von der aktuellen Klimapolitik, nationalen Umweltzielen und Weltklimakonferenzen hält: zu wenig. Was kann die Jugend erreichen? Politikern etwa die Köpfe geraderücken und endlich das Pariser Klimaschutzabkommen durchdrücken? Sind die Demos nur eine „Modeerscheinung“? Wie tief geht die Identifikation mit dem Thema? Und was kann eine Jugend beruhigen, die ihre Zukunft durch das Klima bedroht sieht?

Nachhaltigkeit ist in der jungen Zielgruppe keine unbekannte Größe

So politisch das Thema erscheinen mag, für das die Schüler demonstrieren und ihr demokratisches Grundrecht über die Schulpflicht stellen, es dient einem deutlich höheren Zweck – dem Erhalt des Blauen Planeten. Der Appell, den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen und konsequent durchzusetzen, richtet sich an all jene, die aus Sicht der Demonstrierenden dafür verantwortlich sind. Medien interpretieren die Freitags-Demos bereits als Gegenbeweis, dass die Generation Z doch nicht so unpolitisch sei, wie man ihr nachsagt und nicht nur um sich selbst kreise. Dem muss an dieser Stelle widersprochen werden. Es zeichnet sich medienwirksam ab, wo die Jugend im Sinne von Zukunftssicherung und Lebensqualität einen dringend benötigten Lösungs- und Veränderungsbedarf sieht. Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehören dazu, wie die 2018 veröffentlichte Jugendstudie des Bundesministeriums „Zukunft? Jugend fragen! Nachhaltigkeit, Politik, Engagement – eine Studie zu Einstellungen und Alltag junger Menschen“ zeigt. Wir zitieren: „Sie (die Jugendlichen) nehmen jedoch aufmerksam wahr, was um sie herum geschieht, interessieren sich für gesellschaftliche Entwicklungen und haben durchaus den Anspruch, diese mitzugestalten. Ein funktionierendes demokratisches Gemeinwesen erkennen sie als hohes Gut an. Mit einer insgesamt sehr pragmatischen Grundhaltung sind sie vor allem dann bereit, sich persönlich einzubringen, wenn sie meinen, unmittelbar etwas bewirken zu können. Der ‚großen Politik‘ stehen sie mehrheitlich sehr distanziert gegenüber.“

Warum Jugendliche nicht sehen, was die Öko-Politik längst leistet

Die „Schulstreiks“ für den Klimaschutz sind das demokratische Organ, mit dem junge Menschen sich zur Zeit Gehör verschaffen. Soziologen sehen die Solidarität mit der von Greta Thunberg initiierten Aktion in der unkonventionellen Form des politischen Engagements begründet. Dass die Streiks während der Schulzeit stattfinden, passt in dieses Schema: „Tabubruch und ziviler Ungehorsam machen den Anreiz für Jugendliche aus,“ zitiert die Augsburger Allgemeine eine Soziologin in ihrem Beitrag „Tausende Schüler demonstrieren: Freitags geht es um die Zukunft.“ Unabhängig von allen Deutungsversuchen ist „Fridays for Future“ zu einem weltweiten Engagement von Schülern für den Klimaschutz geworden. Wenn eine 16-Jährige und mit ihr weltweit Tausende Jugendliche auf die Straße gehen und gegen ein „Weiter so!“ in der Klimapolitik demonstrieren, muss das als ein politisches Misstrauensvotum der besonderen Art verstanden werden. Wer die Jugend nicht hinreichend oder nicht mehr erreicht, braucht sich über ihre Abwendung von der Politik nicht zu wundern. Sowohl die Studie des Bildungsministeriums als auch die 2017 europaweit durchgeführte Studie „Generation what?“ mit fast einer Million Teilnehmenden aus insgesamt 35 Ländern kommt zu dem Ergebnis, dass junge Menschen kaum Vertrauen in demokratische Institutionen haben. Eigentlich schade! Das politische Interesse junger Menschen zu verspielen, versperrt leider auch den Blick auf die von der Bundesregierung aufgesetzten umweltpolitischen Programme und Maßnahmen. Diese verfolgen jene Ziele, für die Schüler und Studenten aktuell demonstrieren: Reduzierung der CO2-Emissionen, Ressourceneffizienz und Ressourcenproduktivität, Senkung des ökologischen Fußabdrucks.

Foto: Steinbeis Papier GmbH

Unternehmen setzen Standards in der Umweltpolitik

Auch in der Unternehmenslandschaft ist Ökologie längst nicht nur Leitbild, sondern erstreckt sich in zahlreichen Unternehmen unterschiedlichster Branchen über die gesamte Wertschöpfungskette. Die ökologischen und nachhaltigen Innovationsmodelle im Mittelstand, das Ressourceneffizienzprogramm der Bundesregierung, die Verpflichtung zum Nachhaltigkeitsindex von Unternehmen, die CSR-Berichtspflicht von Konzernen, die Anstrengungen um eine positive CO2-Bilanz von Kommunen sowie Deutschlands führender Rolle bei Umwelttechnologien, Recycling und Kreislaufwirtschaft, ökologisch-integrierte Produktion – all das sind pragmatische Modelle und Lösungen für Umwelt- und Klimaschutz sowie Erhalt der biologischen Vielfalt. Gemessen an der weltweiten Entwicklung der Märkte für Klima- und Umweltschutzprodukte ist Deutschland eine der treibenden Kräfte von Lösungen, Produkten und Konsumgütern für den Umwelt- und Klimaschutz. Dazu ein paar signifkante Zahlen:

  • Der Welthandelsanteil von Deutschland für Umweltschutzgüter beträgt 13,5 Prozent (Platz 2 hinter China).
  • Unternehmen produzierten im Jahr 2015 Umweltschutzgüter im Wert von 83 Mrd. Euro.
  • Güter, die zum Klimaschutz beitragen können, machen über 40% der Gesamtproduktion aus.
  • Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) hat die Grundlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien geschaffen, die zu einer der tragenden Säulen der deutschen Stromversorgung geworden sind.
  • Der Anteil der erneuerbaren Energien ist in Deutschland von rund sechs Prozent im Jahr 2000 auf rund 36 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.
  • Gemäß Umweltbundesamt ist der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch von 31,6% (2016) auf 36,0% (2017) gestiegen.
  • Biomasse ist mit einem Anteil von etwa 55% der Energiebereitstellung der wichtigste erneuerbare Energieträger.

Sind diese Fakten bei der Jugend angekommen? Sind die Botschaften der Regierung und die CSR-Strategien der Unternehmen in die Zielgruppe durchgedrungen? Oder müssen Unternehmen das ökologische Content-Marketing sehr viel stärker im Wahrnehmungsfokus junger Menschen positionieren? Die Multikanalkommunikation bietet beste Voraussetzungen an den Touchpoints präsent zu sein.

Klimaschutz hat einen globalen, aber auch regionalen Fokus

Gut, dass die Jugend weltweit für Klimaschutz demonstriert. Das legitimiert, wenn Unternehmen, Ministerien und Kommunen für ihre nachhaltigen Leistungen und Lösungen sehr viel offensiver werben. Stichwort Employer Branding. Damit wird unterstrichen, dass Deutschland in Sachen Umwelt- und Klimaschutz voran geht. Selbst wenn die aktuelle Dieseldiskussion und der Hype um Plastikmüll ein anderes Bild zeichnen mögen. Was wissen Schüler über die moderne Recyclingindustrie, über Kreislaufwirtschaft, über umweltfreundliche Energieerzeugung und die Möglichkeiten, selbst etwas zur Senkung des ökologischen Fußabdrucks beizutragen? Eines ist klar, ohne die Loyalität und einen Wandel im Konsumverhalten lässt sich der Klimawandel nicht stoppen. Es ist keine singuläre Aufgabe der Politik. Von Mahatma Gandhi stammt der Ausspruch: „Wir müssen der Wandel sein, den wir in der Welt zu sehen wünschen.“ Klimaschutz ist ohne das Engagement und Umdenken der Verbraucher nicht möglich. Die Voraussetzungen sind gegeben. Gemäß der Jugendstudie des BMU, die 2017 im Rahmen einer Repräsentativbefragung mit über 1.000 jungen Menschen zwischen 14 und 22 Jahren durchgeführt wurde, gehört für 86 Prozent der befragten Jugendlichen eine intakte natürliche Umwelt zu einem guten Leben dazu. Die Wirtschaft unterstützt dieses Konsumenteninteresse. Sie ist sich darüber im Klaren, dass es ein „Weiter so!“ nicht geben kann.

Ökologie, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit fördern Klimaschutz

Ökologische Modellierung am Beispiel Papierindustrie: Steinbeis Papier gehört zu den Unternehmen, die ein ökologisches Mandat zur Senkung des Carbon Footprint wahrnehmen. Die Prinzipien von Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz erstrecken sich bei Steinbeis über die gesamte Wertschöpfungskette. Mitte der 70er Jahre hatte sich das mittelständische Unternehmen für die ökologische Wende entschieden: hin zu einer ressourceneffizienten, CO2-armen, klima- und umweltfreundlichen Produktion. Der Umstieg von Primär- auf Sekundärrohstoffe machte neue Produktionsweisen und Technologien notwendig. Das Unternehmen investierte in neue Umwelttechnologien. Es nutzt in der Produktion zu 100 Prozent Altpapier als Sekundärrohstoff und erzeugt umweltfreundliche Energie mit einem am Standort befindlichen KWK-Kraftwerk (Kraft-Wärme-Kopplung). Die ökologischen Einsparwerte gegenüber der herkömmlichen Papierproduktion: 72% weniger Energie, 53% weniger CO2, 83% weniger Wasser, 100% Ressourcenschutz (kein Einsatz von Holz).

 

Autor: Klaus E. Jopp
https://www.jopp-communications.de/​​​​​​​



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