Ökologie & Gesellschaft

Beispiel einer fortschrittlichen Umweltpolitik – der Blaue Engel

Foto: Blauer Engel

06.11.2018 - Dr. Volker Gehr, Geschäftsführer der Steinbeis Papier GmbH, hielt am 24. Oktober 2018 im Rahmen der Festveranstaltung zur 40-Jahr-Feier des Blauen Engels die Laudatio Berlin. Lesen Sie hier, was er gesagt hat:

Die Gründungsgene des Blauen Engels

„Vor vierzig Jahren flog mit Sigmund Jähn der erste Deutsche ins All. Möglicherweise hat dieses Ereignis dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Grenzen unseres Planeten zu schärfen und mit der Einführung des Blauen Engels eine fortschrittliche Umweltpolitik voranzutreiben. Der Blaue Engel ist keine Eintagsfliege geblieben, denn er wurde mit Weitsicht ins Leben gerufen. Die Werte Nachhaltigkeit und Vertrauenswürdigkeit sind von vornherein fest in den Gründungsgenen des wohl berühmtesten Umweltzeichens verankert worden. Deshalb können wir heute vierzig Jahre Blauer Engel feiern – herzlichen Glückwunsch!

Der Blaue Engel steht für Nachhaltigkeit und Vertrauenswürdigkeit

Der Blaue Engel steht für Nachhaltigkeit und Vertrauenswürdigkeit und in Zeiten wie unseren, die durch ökologische Herausforderungen, durch Digitalisierung und Vertrauensverluste geprägt sind, sind das Stärken, die man gar nicht hoch genug bewerten kann. Wie das aktuelle Edelmann Trust Barometer belegt, schwindet das Vertrauen der Menschen in die politischen und gesellschaftlichen Institutionen immer weiter. Unsicherheit gibt es auch bei Kaufentscheidungen. Es gibt kaum noch ein Produkt, das nicht mit Öko, Natur oder anderen Umweltversprechen wirbt. Dem Verbraucher fällt es zunehmend schwer, einzuschätzen, was die Aussagen und Kennzeichnungen wirklich bedeuten und was sie wert sind. Zunehmender Vertrauensverlust und eine noch nie dagewesene Informationsflut sind aber die Stunde des Blauen Engel. Der Blaue Engel bringt anspruchsvolle ökologische Standards seit nunmehr 40 Jahren verlässlich und sicher auf den Punkt. Mit einer Markenbekanntheit von mittlerweile über 90 Prozent ist der Blaue Engel das Gesicht schlechthin für überzeugende Umweltprodukte. Er schafft klare Orientierung und ist durch seine Unabhängigkeit sowie seine Umweltperformance höchst vertrauenswürdig. Völlig zu Recht ist das Produkt mit dem bekannten Aufdruck Blauer Engel die umweltfreundlichste Alternative, also das beste Produkt in seinem jeweiligen Segment. Der Blaue Engel ist damit ein verlässlicher, vertrauens-würdiger Wegweiser für die Verbraucher.

Foto: Blauer Engel

Die Vergabekriterien des Blauen Engels

Diese Aufgabe kann er auch deswegen glaubwürdig erfüllen, weil die Vergabegrundlagen kontinuierlich weiterentwickelt werden. Lassen Sie mich das am Beispiel unserer Branche, der Papierbranche, aufzeigen. Im Januar 1981 wurde der Beschluss des Umweltzeichens für Recyclingpapier gefasst, um vorrangig die Altpapiersammlung und -verwertung zu fördern. Die Voraussetzung für den Erwerb des Zeichens war die Verarbeitung von 100 % Altpapier. Vor 1981 landete ein Großteil des Altpapiers noch auf Deponien – das ist heute nur noch schwer vorstellbar. Zwei Jahre später, 1983, zogen erstmals die Grünen in den deutschen Bundestag ein. Ein kleines Erdbeben erschütterte das politische Bonn. Ebenfalls 1983 wurde das erste Papier von Steinbeis mit dem Blauen Engel ausgezeichnet. Dabei haben wir uns nicht einmal mit den Grünen abgestimmt! 1989 wurden die Kriterien für die Vergabe des Blauen Engels strenger. Seitdem müssen bei der Herstellung von Recyclingpapier überwiegend untere und mittlere Altpapierqualitäten verarbeitet werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass auch der größte Teil des Altpapiers wiederverwertet wird. Und seit 1992 dürfen beispielsweise keine chlorhaltigen Bleichchemikalien, die als krebserregend gelten, in der Produktion von Recyclingpapieren eingesetzt werden.

Doch nicht nur die Anforderungen an die Vergabe wurden und werden stets weiterentwickelt, sondern auch die Ausweitung des Blauen Engels auf immer mehr Produkte und Dienstleistungen kennzeichnen seine Dynamik und Aktualität. Im Bereich Papier gibt es das Zeichen zum Beispiel nicht nur für Kopier- und Magazinpapier, sondern auch für weitere Papiere, Kartons, Verpackungen und auch Fertigerzeugnisse.

Ganzheitlicher Ansatz für höchsten Umwelt- und Gesundheitsschutz

Am Beispiel von Recyclingpapier wird zugleich sichtbar, dass der Blaue Engel einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, der umfassenden Umwelt- und Gesundheitsschutz bewirkt. Er setzt wie kein anderes Umweltzeichen höchste Standards für die Auswahl der Rohstoffe und definiert strengste Kriterien für den Herstellungsprozess von Papier; ein ganz zentraler Aspekt, der den Blauen Engel von anderen Umweltzeichen substanziell unterscheidet. Die Vorteile für Umwelt und Gesundheit sind vielfältig. Papier mit dem Blauen Engel schont in großem Maße wertvolle natürliche Ressourcen, schützt das Klima, nimmt Druck von den Wäldern, leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität und verzichtet auf den Einsatz gefährlicher Chemikalien. Papiere mit dem Blauen Engel sichern die Wettbewerbstauglichkeit, weil sie z. B. auch DIN-Normen erfüllen müssen. Das beweist, dass die Verbesserung bestimmter Umweltleistungen nicht auf Kosten anderer Aspekte, wie der Produktqualität, gehen muss. Der Blaue Engel wird somit zum Wegbereiter zukunftsfähiger Produkte mit dem größten ökologischen Mehrwert. Er ist damit eine starke, erfolgreiche Marke, die up-to-date ist und zugleich innovative Entwicklungen fördert, um den ökologischen Fußabdruck immer weiter zu reduzieren.

 

Der Blaue Engel als Unternehmensstrategie bei Steinbeis Papier

Der Blaue Engel wird gerne in seiner Außenwirkung für Marketingzwecke genutzt. Das ist auch gut so und zwingend nötig. Doch er ist weit mehr als ein attraktives Marketingtool. Er kann sogar ganz maßgeblich die Unternehmensstrategie prägen, wie dies zum Beispiel bei Steinbeis Papier der Fall ist. Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und der Ressourceneffizienz werden in unserem Unternehmen auf die gesamte Produktion übertragen. Alle Wertschöpfungsketten funktionieren nach diesem Kerngedanken, die Anforderungen an den gesamten Lebenszyklus des Papiers zu berücksichtigen. Wir verarbeiten ausschließlich Altpapier. Und alles, was in die Fabrik hineinkommt, wird zu 100 Prozent deponiefrei verwertet.

Aus einem gebrauchten Produkt wird so mittels modernster Technologie ein hochwertiges Hightech-Produkt hergestellt – das genau genommen nicht Recycling-, sondern Upcyclingpapier heißen müsste. Wir bieten Produkte mit besten ökologischen Werten an, die auch in qualitativer und ökonomischer Hinsicht hoch wettbewerbsfähig sind. Mit dieser Unternehmensphilosophie sehen wir uns bei Steinbeis Papier durchaus als Pionier, aber auch als Impulsgeber für eine zukunftsweisende Industrie, die Ressourceneffizienz und Klimaschutz sowie Kreislaufwirtschaft und Recycling als Leitbild ihres Handelns sieht.

Ziel der Bundesregierung – 30 Prozent Marktanteil Blauer-Engel-Produkte bis 2030

Doch das beste Angebot nützt wenig, wenn nicht auch die Nachfrage nach Blauer Engel-Produkten steigt. Weitere Anstrengungen sind erforderlich, damit aus der erfreulich großen Markenbekanntheit in noch viel stärkerem Maße Kaufentscheidungen der Verbraucher erwachsen. Wir begrüßen daher ausdrücklich das Ziel der Bundesregierung, dass Blaue Engel-Produkte bis 2030 einen Marktanteil von mindestens 30 % in ihren jeweiligen Segmenten erreichen sollen. Es darf sich daher gerne noch weiter herumsprechen, dass Blaue Engel-Produkte die besten in ihrem jeweiligen Segment sind.

Wir begrüßen ebenso die Internationalisierung des Blauen Engel, um Benchmarks für ökologische Standards auch in vielen anderen Märkten zu schaffen. Angesichts der weltweiten ökologischen Herausforderungen hat der Blaue Engel aus unserer Sicht das Potenzial, ein echter Exportschlager zu werden.

Wir wünschen dem Blauen Engel für die Zukunft weiterhin viel Erfolg sowie Überzeugungskraft und Mut, seine wahren Stärken auszuspielen. Das Fundament dafür ist in beeindruckender Weise gelegt worden.“

 

Titelfoto: Blauer Engel
(v. l. n. r. : Dr. Volker Gehr – Steinbeis Papier GmbH, Manfred Bräuer – hülsta-werke Hüls GmbH & Co. KG, Prof. Dr. Edda Müller – Jury Umweltzeichen, Björn-Erik Lønn – Global Ecolabelling Network, Willi Weitzel – Moderation)


Autor/-in

Veronika Warmers

Verantwortet das Marketing, den Bereich Social Media und e-business bei Steinbeis Papier. Kreislaufwirtschaft, Recycling und Biodiversität sind die Themen, die der diplomierten Betriebswirtin am Herzen liegen. Begeisterte Bloggerin des Steinbeis Redaktionsteams.

Beiträge von Veronika Warmers


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