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„Wie geht das?“ Recyclingpapierherstellung: NDR dreht 3 Tage lang bei Steinbeis

Bild: Steinbeis Papier GmbH

28.08.2018 - Film ab. Kamera läuft. Und Action. Der NDR ist zu Gast auf dem Steinbeis Werksgelände. In der NDR-Reihe „Wie geht das?“ produziert das Filmteam einen Beitrag zum Thema Recyclingpapierherstellung. Jon Mendrala, Reporter und Freier Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks, Kameramann, Christoph Neubert und Tonkollege Claas de Buer machen Aufnahmen von Altpapierbergen, der Produktion und sprechen mit Experten, den Mitarbeitern. Das NDR-Team will alles wissen: Wie das mit der Altpapierveredelung und dem Upcycling geht, was das Besondere an der Steinbeis Recyclingpapierfabrik ist und welche Rolle der Blaue Engel bei Steinbeis spielt. Auch wir von Steinbeis wollten einiges wissen: 5 Fragen an das Filmteam, 5 Antworten. Wie es dazu kam, was die Herausforderungen waren und was zu tun ist bis zum fertigen Film.

Bild: Steinbeis Papier GmbH

„Wie geht das?“ ist ein TV-Format des NDR. Wie würden Sie das Format beschreiben – Erklärfilm, Reportage, Ratgeber? An welche Zielgruppe richtet es sich?

Jon Mendrala: „Wie geht das ?“ soll den Zuschauer auf unterhaltsame Art norddeutsches Wissen und Know-How aus der Region vermitteln. Wir wollen ein wenig die „Sendung mit der Maus“ für die Großen sein. Das heißt, es gilt für uns spannende Themen aus dem Norden zu finden und die Zuschauer dort mit hinnehmen, wo er selber nicht hinkäme und Menschen treffen, die er selber nicht träfe. Und das betrifft im Grunde Kinder genauso wie Erwachsene: Wie zum Beispiel die Airbus-Werft, die A7-Baustelle oder die Logistik des Hamburger Hafens, aber eben auch die Baumschule im Kreis Pinneberg oder das Meeresaquarium auf Fehmarn. Wir wollen hinter die Kulissen schauen, die unsere Zuschauer meist nur von der anderen Seite kennen; die Ihnen aber auch im Alltag begegnen: sei es die Straßenbahn in Hannover, die tagesschau-Redaktion, die eine 20-Uhr-Ausgabe für mehr als zehn Millionen Zuschauer plant – oder eben auch die Papierfabrik in Glückstadt, die viele Norddeutsche Zuhause oder am Arbeitsplatz mit Papier versorgt. Wichtig ist uns innerhalb von 30 Minuten – so banal das klingen mag – immer ein Erkenntnisgewinn beim Zuschauer: „Wow! So wird das also gemacht. Das habe ich nicht gewusst.“ Wenn das gelingt, haben wir eine gute Sendung produziert.

Sie sind in den letzten 3 Tagen für die Dreharbeiten rund 28.413 Schritte über unser Werksgelände gelaufen. Wie kamen Sie auf das Thema „Recyclingpapierherstellung“, wie recherchieren Sie und was ist im Vorfeld der Dreharbeiten wichtig?

Jon Mendrala: Für unser Format produzieren alle vier Landesfunkhäuser des NDR. Das ist zum einen natürlich ein Riesengewinn, denn nur so kann man dieses große Sendegebiet zwischen Dänemark, den Niederlanden, Polen und Hessen gebührend abbilden. Zum anderen heißt das aber auch, dass man sich gut abstimmen muss. Es kann also durchaus sein, dass man denkt: „Das wäre doch ein gutes Thema für uns!“ Und dann muss man leider feststellen, dass bereits die Kollegen in Hamburg, Kiel, Schwerin oder Hannover einen themengleichen Vorschlag fest eingeplant haben oder sogar schon drehen. Und dann muss man wieder neu denken. Prinzipiell gilt: nicht nur Themen mit Alleinstellungsmerkmal sind geeignet. Sie können sehr viele Alltagsthemen, wie Landwirtschaft, Nahverkehr, Trinkwasserversorgung oder eben Müllverwertung und -recycling nahezu überall abbilden. Dort steht dann eben Delmenhorst oder Oldenburg in Holstein für dieses Thema „pars pro toto“, um die Geschichte zu erzählen. Denn auch hier werden leere Flaschen in den Altglascontainer geworfen oder Kartoffeln vom Acker geholt.

Am Ende steht und fällt jedes gute Feature, wie wir so ein „Langformat“ nennen mit den Protagonisten, die den Zuschauer mit ihrer Expertise und Persönlichkeit durch die Sendung führen.

Das kann man nicht immer planen. Zumal einige Menschen, die im Vorgespräch sympathisch, eloquent und witzig daherkommen, auf einmal, sobald das Rotlicht angeht, verkrampfen oder sich im Fachjargon verfransen. Aber es gibt auch das Gegenteil: da ist ein vermeintlich stocksteifer und knöcherner Technokrat, der auf einmal die große Showtreppe runter kommt und zum Conférencier erster Klasse wird. Am Ende haben Sie aber immer eher das Problem, was kommt NICHT in den Film. Wir haben jetzt an fünf Drehtagen rund acht Stunden Material gesammelt, dazu kommt Drehmaterial aus Drohnenflügen und GoPro-Aufnahmen.

Bild: Steinbeis Papier GmbH

Wie planen Sie solche Dreharbeiten, wer schreibt das Skript und sucht die passende Location aus? Gibt es immer auch einen Plan B?

Jon Mendrala: Ohne Vorbesichtigungen geht das natürlich nicht. Das heißt: Sie müssen Monate vorher Kontakt aufnehmen, Betriebe anfragen, Drehgenehmigungen sofern nötig einholen, Protagonisten ansprechen und letztendlich auch eine Zeit- und Kostenkalkulation machen. Für unsere Sendereihe haben wir in der Regel fünf Drehtage, fünf Schnitttage sowie etwa einen bis zwei Tage für Farbkorrektur, Tonnachbearbeitung und die Sprachaufnahme des Off-Textes, der so genannten Tonmischung.

Alles was wir als Reportage-Format produzieren, kann naturgemäß kein „Drehbuch“ haben, denn das ist den fiktionalen Formaten vorbehalten.

Das Credo ist sinngemäß, wir inszenieren nichts: also wir bitten nicht den Vorstandsvorsitzenden an die Drehbank. Aber wir initiieren. Das heißt, wir bitten unsere Gesprächspartner hin und wieder, ihre sprichwörtlichen „typischen Handbewegungen“ zu machen. Das kann auch der Kontrollgang sein – selbst wenn der vorherige erst zehn Minuten her ist. Wir zeigen also eine typische Alltagssituation des Hafenlotsen, des Obstbauern oder des Mechanikers.

Natürlich wollen wir immer „abbilden, was ist“. Insofern ist es für unsere Zwecke sogar hilfreich, wenn Ungeplantes passiert – wie in diesem Fall -, dass die Papierrolle reißt. Da ist dann genug Action, da müssen wir niemanden mehr anleiten, sondern eher darauf achten, dass wir selber nicht die Abläufe stören. Im Übrigen sind wir ja immer die Laien und unsere Expertinnen und Experten achten meist immer sehr genau darauf, dass wir Abläufe richtig abbilden. Allerdings gilt hier die alte Journalistenregel KISS – keep it short and simple. Ich muss also möglicherweise einige – für den Experten sehr relevanten Abläufe – so kompakt darstellen, dass dem Zuschauer zuhause auf der Couch nicht das Leberwurstbrot vor lauter Stirnrunzeln aus dem Mund fällt. In diesen Fällen erlaube ich mir die Rolle des Zuschauers zu übernehmen und Verständlichkeit über alles andere zu stellen.

Sie waren über die drei Tage eine untrennbare Einheit mit Ihrer Kamera. Große Maschinen und Aggregate und auch die Bedingungen sind bei der Papierherstellung nicht alltäglich. Was sind für einen Kameramann die besonderen Herausforderungen?

Chistoph Neubert: Die besondere Herausforderungen bei dieser Art von Reportage ist es für mich, nicht nur den Produktionablauf filmisch zu erklären und ihn verständlich abzubilden, sondern auch die Menschen, die diesen Ablauf erst möglich machen so nah wie möglich zu begleiten. Dabei muss ich versuchen, die Protagonisten so zu beobachten und sie so zu zeigen, dass dem Zuschauer klar wird, was alles in ihren Arbeitsbereich fällt. Dazu kamen bei diesen Dreharbeiten hohe Anforderungen an Mensch und Maschine und große Unterschiede zwischen den Drehorten: eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit, dazu Staub, enorme Hitze und auch gefährliche Maschinen, bedeuten für mich und meinen Tonkollegen Claas de Buer als Kamera-Team eine erhöhte Konzentration, eine gewisse Sportlichkeit und eine gesteigerte Sorge um das Equipment. Aber auch ein stetes Mitdenken an drehfähigen Motiven und interessanten Bildern, das Vorausahnen an Situationen und ein wachsames Begleiten der Kollegen.

Die Dreharbeiten sind nun abgeschlossen. Wie geht es jetzt weiter mit dem Material? Wann wird der Film fertig sein?

Jon Mendrala: Das Material wird nun in Ruhe gesichtet und auf Timecodesteuerungen „geshoted“, damit ich später im Schnitt mit dem Cutter einzelne Elemente schneller finde und das Material kenne. Im Schnitt kommt dann auch das zusammen, was einem beim Dreh vielleicht nicht aufgefallen ist: Ist der O-Ton tonlich überhaupt sendbar? Sind die Bilder von diesem Ort wirklich spektakulär? Oder war es zu dunkel? Wie verwackelt sind die GoPro-Bilder?

Uns bleiben jetzt fünf Tage, um den Film zu schneiden, also rund 40 bis 50 Stunden. Das mag viel klingen: aber als Faustregel beim Fernsehen gilt: pro Minute Sendezeit brauchen Sie eine Stunde im Schnitt.

Für einen aktuellen Magazinbeitrag mit einer Sendelänge zwischen 2’30“ und 3’00“ für das „Schleswig-Holstein Magazin“ oder das „Hamburg Journal“ schneidet man also in der Regel auch schon in zweieinhalb bis drei Stunden. Das kann tagesaktuell schon mal knapp werden, wenn man erst um 16.00 oder 17.00 in den Schneideraum kommt.

Bei Langformaten haben Sie nach 30 Stunden Schnitt meist gerade erst eine Rohfassung. Und den Text müssen Sie ja auch noch nebenher schreiben. Am Ende sind es vielleicht 35 oder 37 Minuten Film, die man zur ersten Abnahme dem zuständigen Redakteur anbietet. Als erster Zuschauer hat der meist die richtigen Fragen und Anmerkungen, die man selber – nach langen Wochen im Thema – fast betriebsblind manchmal übersehen hat. Dann geht es an den Feinschliff, bis die endgültige Sendelänge erreicht ist und auch dramaturgisch alles stimmig ist. Am Ende gilt auch hier eine Lösung, nämlich: „kill your darlings“. So schmerzhaft das für jede Reporter- und Autorenseele auch ist, am Ende stirbt immer eine Passage, die man wirklich gerne im Film gesehen hätte, den Redakteurstod.

Wir gehen davon aus, dass der Film Ende August den Kollegen in Kiel sendefertig vorliegt. Und dann im letzten Quartal des Jahres zur Aufführung kommt. Um es in der Logik der Kochsendungen zu sagen:  Bislang haben wir nur die Zutaten eingekauft. Jetzt wird angerichtet. Einziges Problem: Sie können nichts mehr besorgen, wenn etwas fehlt.

Vielen Dank für die interessanten Ausführungen.

 

NACHTRAG VOM 10. JANUAR 2019 ZUR SEHBETEILIGUNG

Mittlerweile liegen uns die Zahlen zur Sehbeteiligung zum Beitrag „Wie geht das? Immer im Kreis  – Papierrecycling“ vor, der am 5.12.2018 ausgestrahlt wurde. Laut NDR Medienforschung / ZARS lag die bundesweite Sehbeteiligung bei 380.000 Zuschauern, im NDR Sendegebiet bei 280.000 Zuschauen.

 

Titelbild:  Jakob Owens on Unsplash


Autor/-in

Veronika Warmers

Verantwortet das Marketing, den Bereich Social Media und e-business bei Steinbeis Papier. Kreislaufwirtschaft, Recycling und Biodiversität sind die Themen, die der diplomierten Betriebswirtin am Herzen liegen. Begeisterte Bloggerin des Steinbeis Redaktionsteams.

Beiträge von Veronika Warmers


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