Ökologie & Gesellschaft

Mutter Natur: Meisterin im Recycling

Fotos: C Dunstin/Unsplash, Diana Chaplin/Pexels

12.04.2022 - Wir sind umgeben von natürlichen Kreisläufen. Einige begegnen uns jeden Tag ganz offensichtlich, andere spielen sich unscheinbarer ab. Allen gemein ist, dass sie wie Zahnräder ineinandergreifen. So gehört alles auf der Erde zu einem großen, komplexen Kreislaufsystem, in dem nichts verschwendet wird. Die Erde ist nämlich meisterhaft darin, keinen Abfall zu produzieren. Wir betrachten genauer, wie verschiedene Kreisläufe der Erde zusammenhängen, wo sie stattfinden und welche teils kuriosen Symbiosen sich seit Anbeginn der Zeit entwickelt haben.

In der Luft

Einer der wohl bekanntesten Kreisläufe der Erde ist der des Wassers. Wenn Oberflächenwasser, zum Beispiel aus den Ozeanen und Seen, durch Sonneneinstrahlung verdunstet, steigt es als Wasserdampf auf und sammelt sich in feinen Tröpfchen als Wolke. Steigt nach und nach mehr Wasserdampf auf, werden die winzigen Tröpfchen immer größer, bis sie schließlich zu schwer sind, um sich in der Atmosphäre zu halten. Das Ergebnis: Es regnet, der Kreislauf kann von Neuem beginnen, und jeder Tropfen wird genutzt. Auch an Land spielt der Regen eine wichtige Rolle: Hier versickert er im Boden, füllt die Grundwasservorräte auf und versorgt so zahlreiche Pflanzen und Lebewesen.1

Fotos: Xavier Senente/Unsplash, Mathias P.R. Reding/Pexels

Durch den Eingriff des Menschen wird dem Kreislauf viel Wasser entwendet und teilweise durch den Gebrauch in der Industrie unbrauchbar gemacht. Zum Beispiel haben Chemikalien oder Erdöl zur Folge, dass das Wasser erst aufwendig aufbereitet werden muss, bevor es zurück in die natürlichen Kreisläufe der Erde geführt werden kann. Um die Natur zu erhalten, ist es wichtig, auf unseren Umgang mit Wasser zu achten.

Im Wald

Unsere Wälder sind in Sachen Kreislaufwirtschaft bereits optimal aufgestellt. So wie sich die Jahreszeiten ändern, ändert sich auch der Wald. Ein besonderes Schauspiel zeigt sich jedes Jahr im Herbst, wenn die Laubbäume ihre Blätter abwerfen. Hier steigen wir in den Kohlenstoffkreislauf ein, denn die Blätter fungieren – ebenso wie Lebewesen, Pflanzenteile, Ausscheidungen und sogar Gestein – als Kohlenstoffspeicher. Solange die Blätter noch am Baum sind, wandeln sie das in der Atmosphäre enthaltene Kohlenstoffdioxid (CO2 – eine Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff) mithilfe von Photosynthese in Sauerstoff und Glukose um. Fallen die Blätter im Herbst zu Boden, bilden sie auf dem Waldboden eine wertvolle Isolierungs- und Futterschicht für allerlei (Kleinst-)Lebewesen. Indem diese die Blätter fressen und verdauen, stellen sie nicht nur nährreichen Humus für umliegende Pflanzen her, sondern nehmen auch den in den Blättern gespeicherten Kohlenstoff auf, welcher über die Atmung wieder zurück in die Atmosphäre gelangt. Ist der Kohlenstoff erst wieder in der Luft, kann im Frühling, wenn sich neue Blätter bilden, die Photosynthese von Neuem starten.

Fotos: Djamel Ramdani/Pexels, David Clode/Unsplash

Der Kohlenstoffkreislauf beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Laubhaufen unserer Wälder – er ist überall zu finden. In Bezug auf die Erderwärmung ist dieser besonders relevant, denn Wälder, Moore und auch Erdöl sind riesige Kohlenstoffspeicher, die seit Jahrtausenden das CO2 der Erde bündeln und ein Gleichgewicht schaffen. Durch die Zerstörung dieser natürlichen Speicher gelangt mehr Kohlenstoff in die Atmosphäre, als gebündelt werden kann, und sorgt dafür, dass sich die Erde erwärmt.

In der Wüste

Saharasand ist, so wie die meisten Gesteine, reich an Nährstoffen und Mineralien. So ergibt es Sinn, dass die gigantische Wüste vor Millionen von Jahren eine vegetationsreiche Landschaft war, in der Pflanzen gut gedeihen konnten. Forschenden zu Folge ist es gut möglich, dass das Saharagebiet eines Tages wieder so begrünt sein wird. Doch auch die scheinbar tote Landschaft nimmt einen wichtigen Platz im ökologischen Gleichgewicht ein: Paradoxerweise dient die heiße und trockene Wüste als Kälteschild für die Erde und reflektiert sogar 15 Prozent mehr Sonneneinstrahlung als eine begrünte Fläche.2 Auch für den weltweiten Nährstoffkreislauf ist sie entscheidend. Ihr Staub, der tonnenweise durch den Wind über die Welt verteilt wird, düngt zum Beispiel die uralten nährstoffarmen Regenwaldböden des Amazonas. Der Saharastaub ist sogar einer der Haupt-Nährstofflieferanten.3 Er ermöglicht durch die Düngung des Bodens, dass Flora und Fauna im Regenwald gedeihen können. Da der Regenwald die grüne Lunge unserer Erde ist – und ähnlich wie die heimischen Wälder eine riesige Menge Kohlenstoff speichert und in Sauerstoff umwandelt –, trägt somit auch die Sahara maßgeblich zum Klimaschutz bei.

Fotos: Tom Fisk/Pexels, Matt Hardy/Pexels

Im Wasser

Die faszinierenden Kreisläufe der Erde finden wir auch in den Tiefen der Ozeane. So sind etwa Wale ein elementarer Bestandteil gesunder Ozeane und tragen zum Klimaschutz bei. Sie sind laut Wissenschaftler:innen etwa so wichtig für den Ozean wie Bäume für einen Wald. Die riesigen Lebewesen vernichten täglich nämlich tonnenweise Krill und Fisch und binden dadurch große Mengen Kohlenstoff in ihren Körpern. Ihre Ausscheidungen düngen Phytoplankton, das die Lebensgrundlage für viele Pflanzenfresser darstellt4 und außerdem die Hälfte des Sauerstoffs in der Atmosphäre produziert.5 Selbst Walkadaver liefern für bis zu 400 Arten noch Nahrung. Das fanden Forschende heraus, indem sie gestrandete Tiere im Ozean versenkten. Dadurch konnten sie die Position speichern, den Walkadaver in den Tiefen des Ozeans wiederfinden und beobachten, was mit dem Wal passiert. So bieten die Wale erst Haien, Aalen und größeren Krabben am licht- und pflanzenarmen Meeresboden ein reichhaltiges Büfett, dann vielen Kleinstlebewesen wie Würmern, Krabben, Schnecken und Bakterien. Hier werden Fleischreste, Fett und Knochen zersetzt. Meerwasser spült wichtige Nährstoffe aus den Knochen und lässt dadurch Unterwasserpflanzen gedeihen.6 Sie bilden die Nahrungsgrundlage von Pflanzenfressern, welche mitunter Raubtiere ernähren. Dieser Kreislauf trägt zum Gleichgewicht der Ozeane bei. Damit er weiterhin funktionieren kann, ist es wichtig, die Meere und ihre Bewohner:innen zu schützen.

Auch wenn es so scheint, als würden sich manche Vorgänge nur im Kleinen abspielen, haben sie meist eine globale Auswirkung und beeinflussen auch andere Kreisläufe der Erde. Trotz der verschiedenen Lebensräume herrscht ein ständiger Austausch zwischen Land, Luft und Ozean. Kohlenstoff-, Nahrungs-, und Nährstoffkreislauf sind Teil eines großen, komplexen Zusammenspiels aus verschiedensten Kreisläufen, die voneinander abhängig sind. Dabei wird jedes Teilchen immer weiter verwertet und hat eine Aufgabe. Diese ist nicht immer auf ersten Blick ersichtlich, denn auf unserer uralten Erde dauern die Prozesse manchmal Tausende von Jahren, bis sie die nächste Stufe erreichen. Zeit genug, um sich optimal aufeinander abzustimmen. Es gibt also einiges, was die Menschheit in Sachen Recycling noch lernen kann und auch sollte.

Aus dem Kreislauf, für den Kreislauf
Ganz nach dem Vorbild der Natur werden Produktionsketten immer mehr in Kreisläufen gedacht – so auch seit Jahrzehnten bei Steinbeis Papier. Nachhaltigkeit ist hier die Unternehmens-DNA, und das Schließen von Material-, Energie- und Wasserkreisläufen trägt zur Ressourcenschonung und Abfallvermeidung bei. Immer mit dem Ziel, durch Wiederverwertung und Recycling das Produkt oder die enthaltenen Rohstoffe so lange wie möglich zu nutzen. Es wird so wenig Abfall wie möglich produziert, und es werden möglichst wenige neue Ressourcen eingesetzt.

Titelbild: Aaron Burden/Unsplash

Co-Autorin: Ann-Katrin Kulossa

Quellen:

  1. Biologie – Simple Club: Kohlenstoffkreislauf
  2. Spektrum: Wie die Sahara zur Wüste wurde
  3. Welt der Physik: Sahara-Staub düngt Regenwald im Amazonas
  4. br: Gärtner der Meere
  5. WDC: Der grüne Wal
  6. Tierwelt: Aasfresser unter Wasser

Autor/-in

Valerie Bachert

Valerie Bachert ist Journalistin, Chefin vom Dienst und Nachhaltigkeits-Beauftragte. Ihr Interesse gilt den Bereichen ökologischer Landbau, bewusster Konsum, Artensterben, soziale Ungerechtigkeit und nachhaltige Ernährung.

Beiträge von Valerie Bachert


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