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Kraftwerk mit Nachhaltigkeitsanspruch

Das Steinbeis Kraftwerk in Glückstadt liefert mit der Kraft-Wärme-Kopplung sowohl Wärmeenergie als auch Strom an die Recyclingpapierfabrik. (Foto: Steinbeis Papier GmbH)

20.10.2020 - Der Nachhaltigkeitsgedanke zieht sich durch sämtliche Bereiche bei Steinbeis. Auch der umweltverträgliche Energieeinsatz spielt eine gravierende Rolle bei der Recyclingpapierherstellung. Mit modernsten Energietechnologien – wie der Kraft-Wärme-Kopplung – wird das realisiert. Sönke Schubert ist Leiter des Steinbeis Kraftwerks in Glückstadt. Im Gespräch erklärt der Diplom-Ingenieur (FH) für Maschinenbau seine vielfältigen Aufgaben und die Wirkungsweisen eines der modernsten Kraftwerke seiner Art in Europa. 

Herr Schubert, wie sieht ein Arbeitstag von Ihnen aus?

Ich starte den Tag mit der Sichtung der Schichtbucheinträge. Dann geht es auf die Frührunde mit dem jeweiligen Schichtleiter, den Meistern der Instandhaltung und meinem Vertreter. Es werden Themen zu Instandhaltungsmaßnahmen oder Ereignisse aus dem Kraftwerksbetrieb besprochen und festgehalten.

Mithilfe unseres Prozess- und Analyseprogramms checken wir die Betriebs- und Emissionsdaten auf eventuelle Unregelmäßigkeiten oder Verbesserungspotenziale. Zeitintensiv sind während des Revisionsstillstands vor allem die notwendigen Kontrollen und Instandhaltungen des Kessels, der das Kernstück unseres Kraftwerks ist. Diesen Ausführungen geht ein beachtlicher planungstechnischer Aufwand voraus. Der Prozess ist fortlaufend – nach der Revision ist vor der Revision. Weiter bestimmen viele organisatorische Aufgaben meinen Arbeitsalltag.

Welche besonderen Herausforderungen sind mit Ihrer Tätigkeit verbunden?

Die kontinuierliche Versorgung der Papierfabrik mit einer hohen Kesselverfügbarkeit muss absolut gewährleistet sein. Hinzu kommt die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte. Das alles zu überwachen, ist eine meiner zentralen Herausforderungen. Wir müssen aber auch externe Faktoren im Auge behalten. Wir reagieren konsequent auf Änderungen bei den Immissionsschutzgesetzen, sind in ständigem Austausch mit Behörden und bewerten immer wieder unsere strategische Ausrichtung neu.

Wie funktioniert das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung?

Die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bezeichnet die gleichzeitige Umwandlung von eingesetzter Energie in elektrische Energie und Nutzwärme. In unserem Falle wird diese im Wirbelschichtkessel erzeugt und der unter hohem Druck stehende Dampf durch eine Turbine geleitet. Ein Großteil des Dampfes geht jedoch am Ende der Hochdruckstufe der Turbine direkt in die Papierfabrik. Die in der Turbine entstehende Drehenergie wird vom Generator in Strom umgewandelt.

Kernstück des Kraftwerks ist der Wirbelschichtkessel. Ihm werden anstelle von fossilen Brennstoffen unter anderem Abfälle aus der Altpapieraufbereitung zugeführt. (Foto: Steinbeis Papier GmbH)

Welche Vorteile bietet die KWK gegenüber anderen Energieerzeugungsmöglichkeiten?

Nutzwärme ist die essenzielle Energiequelle bei der Papierherstellung. Die KWK bietet den Vorteil, dass der je nach Papierproduktion unterschiedlich hohe Wärmebedarf der Papierfabrik zeitgleich gewährleistet ist. Die Stromerzeugung wird nachgelagert entsprechend angepasst und der Fabrik zugeführt. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Gesamtwirkungsgrad dieser Technik im Vergleich zu einer reinen Stromerzeugung wesentlich höher ist. Unsere erzeugte Energie, ob Nutzwärme oder Strom, wird ausschließlich für die Papierfabrik verwendet.

Was ist an dieser Form der Energieerzeugung so umweltfreundlich?

Entsprechend der Nachhaltigkeitsprämisse von Steinbeis verwenden wir als Energieträger anstelle von fossilen Brennstoffen zum einen Abfälle aus der Altpapieraufbereitung und zum anderen sogenannten Ersatzbrennstoff. Das ist in verschiedenen Stufen aufbereiteter Sekundärbrennstoff aus gewerblichen Abfällen und Siedlungsabfällen mit hohem biogenen Anteil. So reduzieren wir den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid (CO2) und erfüllen so die Kriterien einer nachhaltigen und effizienten Produktion.

Wie kam es zu der energetischen Neuausrichtung bei Steinbeis?

Anfang 2000 wurden Konzepte entwickelt, um die Energieerzeugung zunehmend umweltfreundlicher zu gestalten, ressourcenschonend einzustellen und den CO2-Fußabdruck signifikant zu verkleinern. Im Anschluss an die Projektierung wurde 2008 mit dem Bau der zirkulierenden Wirbelschicht, dem Kessel 6, begonnen. Die Inbetriebnahme erfolgte bereits ein Jahr später. Gerade durch die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete ökologische Papiererzeugung war es unumgänglich, auch den Bereich der Energieerzeugung miteinzubeziehen und die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Bei Betrachtung der Konzernstruktur ist auch erkennbar, dass der Bereich der Kreislaufwirtschaft und der umweltfreundlichen Energieerzeugung zunehmend an Bedeutung gewinnt und mit Solar-, Windenergie und Biogas-Aufbereitungsanlagen weiter ausgebaut wird. Steinbeis Papier Produkte wurden nicht zuletzt wegen dieser Maßnahmen mit den bekannten Umweltsiegeln ausgezeichnet.

Welche Vorreiterrolle hat Steinbeis im Sinne der Energiewende eingenommen?

Steinbeis betreibt eines der modernsten Kraftwerke dieser Art in Europa und trägt so seinen Teil zur Energiewende bei. Wir gehörten zu den Ersten, die diesen energetischen Wandel vollzogen haben. Im Jahr nach der Inbetriebnahme unserer KWK-Anlage wurden auch weitere KWK-Anlagen mit gleicher Technologie an anderen Papiererzeugungsstandorten etabliert.

Das Wort „Nachhaltigkeit“ wird bei Steinbeis nicht nur ausgesprochen, sondern auch gelebt. Die Inbetriebnahme des Wirbelschichtkessels und die damit verbundene Einsparung fossiler Brennstoffe stehen für diese unternehmerische Entwicklung. Auch mit aktuellen und zukünftigen Projekten wird Steinbeis bei der ökologisch-nachhaltigen Recyclingpapierproduktion Maßstäbe setzen.

 

Titelbild: Steinbeis Papier GmbH


Autor/-in

Benjamin Seibring

Benjamin Seibring ist Redakteur für die Bereiche Lifestyle und Mobilität. Er interessiert sich zudem für Kulturthemen mit den Schwerpunkten Musik, Film und Medienanalyse.

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